· Pressemitteilung

Bürger stehen hinter Corona-Studie

Bis zum 27. November hatten Probanden aus dem Landkreis die Chance, bei der zweiten Runde der Corona-Antikörper-Studie mitzumachen. Auf diesem Bild lässt sich ein Freiwilliger in der Alten Schule in Waldeck Blut abnehmen. Bild: BRK-Kreisverband Tirschenreuth/exb

Die Beteiligung war auch beim zweiten Teil der Corona-Antikörper-Studie im Landkreis Tirschenreuth überragend. Es wurde eine Quote von 85 Prozent erreicht. Nun geht es für die Wissenschaftler an die Auswertung der gesammelten Daten und Blutröhrchen.

Tirschenreuth. (lue) Zwei Wochen haben sich die Tirschenreuther Studienteilnehmer Blut abnehmen lassen. Am Montag sind Professor Ralf Wagner und sein Team in Regensburg noch mitten in den ersten Auswertungen. "Es werden noch Fragebögen eingescannt. Und in den Laboren werden die Seren getestet", berichtet der Studienleiter . "Die Beteiligungsquote liegt bei 85 Prozent. Das ist quasi sensationell", sagt Wagner. Von 4173 angeschriebenen Personen, haben sich 3549 Probanden wieder beteiligt. "Das ist extrem beachtlich", lobt der Virologe und Immunologe vom Universitätsklinikum Regensburg. Er selbst habe die drei Blutabnahmezentren in Tirschenreuth, Wiesau und Waldeck besucht. "Es war neblig, dunkel, kalt und ungemütlich. Wir wissen, dass es keine Selbstverständlichkeit ist, sich am Abend nochmal ins Auto zu setzen und sich Blut abnehmen zu lassen. Daher ein großes Dankeschön an die Tirschenreuther Bevölkerung." Mehrheit bei dritter Runde dabei Auch bei der zweiten Runde der "Prospektive Covid-19-Kohorte Tirschenreuth" (TiKoCo19) wurden die Teilnehmer gefragt, ob sie auch beim dritten Teil der Studie mitmachen würden. Da aber aktuell die Daten noch erfasst und zusammengetragen werden, weiß Wagner nicht genau, wie viele Personen das sein werden. Aber: "Die überwiegende Mehrheit ist bereit wieder zu kommen." Bei der Studie beteiligen sich Studenten der Biologie, molekularen Medizin und Bio-Chemie. Nebenbei entstehen auch Bachelor- und Masterarbeiten wie auch Doktorarbeiten. In den nächsten Tagen und Wochen geht es an die Analyse des gesammelten Forschungsmaterials. So werden Fragebögen von Studenten der Uni Regensburg und Erlangen validiert und in eine Datenbank übertragen. In den Laboren werden die Blutröhrchen mit verschiedenen Verfahren auf Corona-Antikörper getestet. Am Schluss wird mit Hilfe von Statistikern alles ausgewertet. "Ende Januar/Anfang Februar werden wir die Ergebnisse haben und können dann schon den dritten Teil der Studie vorbereiten." Dieser soll im Frühjahr 2021 beginnen. Hier fahren die Wissenschaftler aktuell aber auf Sicht. "Wir müssen nun genau beobachten, wie sich Weihnachten, Silvester oder eventuelle Skiurlaube auf das Infektionsgeschehen auswirken." Für die Studie wäre ein stabiles Niveau von einer 7-Tage-Inzidenz unter 50 von Vorteil. Ob das klappt, ist unsicher: "Wir sehen aktuell, dass wir momentan damit ringen, die Inzidenz auf einen erträglichen Niveau zu halten. Das ist Aufgabe der Politik." Bedarf an Impfstoff wird gedeckt Wagner erforscht zudem die Wirkung von Impfstoffen. Er vertritt dabei die gängige Haltung der Ständigen Impfkommission, der Leopoldina und dem Ethikrat. "Zunächst sollte der Impfstoff nicht breit gestreut werden", sagt er. So sollten zunächst in einem ersten Schritt Gesundheits- und Pflegepersonal geimpft werden. Dann wären Bewohner von Senioren- und Pflegeheimen sowie ältere Menschen, die ein größeres Risiko haben, schwer zu erkranken, an der Reihe. Schließlich müssten auch Lehrer und Personen in systemrelevanten Berufen mit zuerst geimpft werden. "Die Impfstoffe sind sorgfältig getestet worden", betont Wagner. Er geht davon aus, das der Bedarf an Impfstoffen im Verlauf des nächsten Jahres gedeckt werden kann. "Es gibt inzwischen drei Kandidaten von Biontech, Moderna und AstraZeneca. Aber da werden noch weitere kommen." Das langfristige Ziel wiederum sei es, eine Herdenimmunität aufzubauen. "Um auch Menschen, die sich nicht impfen lassen, zu schützen, braucht es 60 bis 75 Prozent an Beteiligung. Bis das erreicht ist, wird es sicher noch etwas dauern." Quelle: Der Neue Tag / www.onetz.de