Waldsassen. (lue) Es ist offiziell: Das neue Impfzentrum für den Landkreis Tirschenreuth wird im Erdgeschoss des ehemaligen Krankenhauses Waldsassen untergebracht werden. Zum Pressegespräch mit Oberpfalz-Medien verraten die Verantwortlichen schon einiges dazu. "Manche Fragen bleiben aber auch noch offen", sagt Landrat Roland Grillmeier am Mittwoch.
Bis zu 300 Impfungen am Tag
Aber warum ist die Standortwahl auf die Klosterstadt gefallen? "Es ist zwar nicht in der Mitte des Landkreises, aber die Infrastruktur an der Ausstattung und den Räumlichkeiten gibt hier am meisten her", erklärt der Landrat. So wäre es logistisch schwierig gewesen, etwa eine Turnhalle komplett dafür einzurichten. Es sollen 250 bis 300 Menschen pro Tag versorgt werden können - mit der Voraussetzung, dass genug Impfdosen vorhanden sind. "Wir richten uns hier auf ein halbes Jahr ein mit der Option auf Verlängerung", sagt Pressesprecher Wolfgang Fenzl. Ob das notwendig sein wird, hänge davon ab, welche und wie viele Impfstoffe dann zur Verfügung stehen. "Ist bis dahin das Problem mit der Kühlung gelöst, könnten auch Hausärzte die Bevölkerung impfen."
Vom Landratsamt waren federführend Jurist Markus Zapf und Johannes Spachtholz mit der Organisation vertraut. Um dieses Aufgabe zu stemmen, steht ihnen ein Team von fünf Mitarbeitern zur Seite. "Es ist ein erheblicher Aufwand. Andere Arbeit bleibt in dieser Zeit liegen", sagt Zapf. Mitte November kam die Vorgabe durch die Bayerische Staatsregierung, dass das Impfzentrum bis zum 15. Dezember einsatzbereit sein muss. "Man kommt aber immer wieder an Grenzen, da noch Vorgaben vom Ministerium fehlen." Die Standortvergabe musste zudem auf Basis der Vergabeordnung passieren. Es gab weitere Mitbewerber, doch die Voraussetzungen hätten gefehlt.
Suche nach Ärzten nicht einfach
Aber wer wird zuerst geimpft? "Auch hier gibt es noch keine genauen Vorgaben", sagt Zapf. In weiser Voraussicht habe das Landratsamt bereits verschiedene Einrichtungen wie Seniorenheime angeschrieben. "Wir vermuten stark das medizinisches und pflegerisches Personal sowie Risikogruppen zuerst an der Reihe sind." So werden die Einrichtungen gebeten, sich mit Mitarbeitern, Betreuern und Bewohnern in Verbindung zu setzen, um zu erfahren, wie hoch der Bedarf ist. "Noch haben wir keine Rückmeldungen erhalten", bedauert der Jurist.
Die ärztliche Leitung des Impfzentrums übernimmt Dr. Mathias Kalkum, Facharzt für Allgemeinchirurgie und Viszeralchirurgie am Krankenhaus Tirschenreuth. Unterstützt wird er durch Dr. Peter Deinlein in seiner Funktion als Verbindungsarzt zur Kassenärztlichen Vereinigung Bayern. Zudem sollen mindestens fünf weitere Ärzte das große Impfen durchführen. "Hier gibt es Vorgespräche", sagt Landrat Roland Grillmeier.
Jedoch ist die Suche nach Ärzten ebenfalls nicht frei von Hürden. So haben die niedergelassenen Ärzte im Landkreis mit Tagesgeschäft und Corona-Pandemie viel zu tun. "Sie können das nicht alles abdecken", sagt Kalkum. So gibt es bislang mündliche Zusagen von Ärzten, die aus dem Ruhestand zurückgeholt werden, oder von Medizinern, die in Teilzeit arbeiten. Jedoch haben auch niedergelassene Ärzte ihre Hilfe angeboten. "Unter anderem wollen Ärzte, die zum Beispiel ein Altenheim betreuen, in den Einrichtungen direkt impfen. Das wäre eine Entlastung für uns." Aus seiner Sicht läuft die Zusammenarbeit mit kommunaler Verwaltung, BRK, Ehrenamtlichen und Ärzten sehr gut. "Wir sind bereit, wir warten nur auf genauere Vorgaben", betont er.
Neben Medizinern sollen auch zehn Personen als medizinisches und Verwaltungspersonal eingestellt werden. Dieses wird durch den BRK-Kreisverband als Betreiber der Einrichtung gestellt. "Es werden hauptamtliche und ehrenamtliche Kräfte helfen", weiß Verbandsleiter Holger Schedl. Notfallsanitäterin Melissa Wagner wird die Leitung übernehmen.
Zwei Impfungen parallel
Zudem weiß Schedl auch schon einiges zum Ablauf. "Im Haus können zwei parallele Impfungen stattfinden." Zudem soll es ein bis zwei mobile Impfteams für Menschen geben, die selbst nicht zum stationären Zentrum kommen können. "Das betrifft unter anderem Pflegebedürftige oder auch Menschen mit Behinderung." Es soll variabel gestaltet werden. "Auch der westliche Landkreis wird abgedeckt. Da werden wir Lösungen finden", sagt Wolfgang Fenzl.
Zwar soll der Betrieb des Impfzentrums am 15. Dezember starten, aber noch gibt es keinen zugelassenen Impfstoff. "Es gibt vier große Hersteller, die momentan auf Zulassung hoffen", weiß Kalkum. Jeder von ihnen produziert bereits auf eigene Kosten Impfdosen. "Sobald die Europäische Zulassungsbehörde 'Ja' sagt, wird geliefert." Der Freistaat muss sich dann um die Kühlung kümmern. So muss etwa der Impfstoff von Biontech auf -70 Grad Celsius gekühlt werden.
"Der Freistaat stellt in den großen Verteilerzentren - etwa an Universitätskliniken - die Geräte zur Verfügung." Von dort gehen die Impfdosen dann an die Impfzentren. "Wir müssen dann sagen, wie viel wir brauchen. Dann hat der Impfstoff nur noch -8 Grad und muss innerhalb von 5 Tagen verimpft werden." Kalkum hofft daher, auf Impfstoffe von mehreren Herstellern und dass das Kühlen bald nicht mehr notwendig sein wird. "Dann wird es einfacher."
Quelle: Der neue Tag / www.onetz.de