Tirschenreuth. Seit das neuartige Coronavirus in Deutschland und inzwischen im Landkreis Tirschenreuth angekommen ist, kommen quasi minütlich neue Herausforderungen auf das Rote Kreuz zu, denen sich die ehrenamtlichen Mitglieder und hautamtlichen Mitarbeiter höchst engagiert stellen. Am Samstag, den 14. März hat zudem der Präsident des BRK Theo Zellner den Krisenfall für das gesamte BRK erklärt, welches Teil der kritischen Infrastruktur im Freistaat Bayern ist.
Bereits seit über zwei Wochen nimmt der Kreisverband zwei Mal pro Woche am Jour fixe in der Integrierten Leitstelle Nordoberpfalz teil, in dem sich die Verantwortlichen im Gesundheitswesen der Landkreis Neustadt an der Waldnaab und Tirschenreuth, sowie der Stadt Weiden in der Oberpfalz austauschen und abstimmen.
Ziel aller ist, die Ausbreitung des COVID-19 möglichst einzudämmen. Gleichermaßen gilt es die Mitarbeiter gerade in den systemrelevanten Bereichen, wie Rettungsdienst und Pflege, bestmöglich zu schützen, ebenso wie die Bewohner der Seniorenzentren, der zuhause versorgten Kunden der Ambulanten Pflege und Patienten im Krankentransport und Rettungsdienst. Es gilt den Betrieb und die Versorgung aufrechtzuerhalten. Im Roten Kreuz arbeiten dazu Haupt- und Ehrenamt verbandsweit wie immer eng zusammen und ergänzen sich. Das hohe Engagement und bedachte Vorgehen aller Beteiligten ist höchst anerkennenswert, hebt Krisenmanager Holger Schedl hervor.
Der Einsatzstab des BRK-Kreisverbandes gliedert sich derzeit wie folgt: S1 Personal und Innere Dienste, S2 Lage, S3 Einsatz, S4 Versorgung und S5 Presse und Medienarbeit, sowie der Verbindungsperson Rettungsdienst. S3 Einsatz nimmt der Katastrophenschutzbeauftragte und Kreisbereitschaftsleiter Christian Stahl mit seinem Stellvertreter Richard Frank wahr. Alle Verantwortlichen sind rund um die Uhr erreichbar und tauschen sich mehrfach täglich aus, häufig mittels Telefonkonferenz.
Im Rettungsdienst und Krankentransport gilt es den Dienstbetrieb möglichst ohne Einschränkungen aufrecht zu erhalten, während sich Mitarbeiter in häuslicher Quarantäne befinden, aufwändige Infektionsfahrten steigen und die Materialbeschaffung eine der größten Herausforderung ist. Rettungsdienstleiter Klaus Dvorak dankt seinen engagierten Mitarbeitern für Ihre Flexibilität und Ihr professionelles Handeln, sowie der Unterstützung aus dem Ehrenamt. Während die Auszubildenden zum Notfallsanitäter durch die Schulschließungen nunmehr voll dem Dienstbetrieb im Rettungsdienst zur Verfügung stehen, werden bereits seit zwei Wochen aus Infektionsschutzgründen keine Praktikanten mehr eingesetzt.
Einschränkungen gibt es bereits bei den ehrenamtlichen Helfern vor Ort. Diese unterstützen in der Regel den Rettungsdienst, bis dieser an der Einsatzstelle eintrifft. Zur Sicherheit der Einsatzkräfte und um Ressourcen zu schonen wurde die Alarmierung durch die ILS Nordoberpfalz bereits eingeschränkt.
„Große Herausforderungen haben wir zudem in der Pflege.“ führt der Kreisgeschäftsführer weiter aus. Der BRK-Kreisverband betreibt im Landkreis Tirschenreuth vier Seniorenzentren, eine Ambulante Pflege, die mit vier Teams im gesamten Landkreis tätig ist und eine Tagespflege. Hier gilt es die Versorgung und Betreuung der uns anvertrauten Menschen bestmöglich sicher zu stellen. Durch Mitarbeiter in häuslicher Quarantäne, die Schließung der Grenze zu Tschechien und die Schließung der Schulen und Kindertageseinrichtungen stehen die Dienstplaner durch die eh angespannte Personalsituation in der Pflege vor einer Marathonaufgabe. Hinzu kommt die Besuchseinschränkung. Auch im Bereich Pflege spielt die Materialbeschaffung eine große Rolle.
Bei der Beschaffung kritischer Infektionsschutzmaterialen, wie Masken, Schutzbrillen, Schutzkittel und -overall und Desinfektionsmittel, unterstützt der Landesverband, der seit 27. Februar einen Krisenstab unter Leitung des BRK-Landesgeschäftsführers Leonhard Stärk eingesetzt hat.
Zusätzlich unterstützt der BRK-Kreisverband das Gesundheitsamt des Landratsamtes Tirschenreuth bei dem in Tirschenreuth eingerichteten Testzentrum für Kontaktpersonen bestätigter COVID-19-Fälle. Bereits bei der Einrichtung des Zentrums wurde das Knowhow des Fachdienstes CBRNE (chemische, biologische, radioaktive, nukleare und explosive Stoffe) voll genutzt, ebenso wie die schlagkräftige Einsatzkraft der Schnelleinsatzgruppen Technik und Sicherheit, sowie Behandlung. Sobald das Gesundheitsamt das Zentrum nutzt, stellt das BRK drei bis fünf Helfer, die beim Einhalten der Infektionsmaßnahmen und der Infrastruktur unterstützen, sowie die sanitätsdienstliche Absicherung übernehmen.
Intern wurden derzeit bis 19. April alle Termine abgesagt beziehungsweise auf Telefonkonferenzen umgestellt. Hiervon sind auch die Aus-, Fort- und Weiterbildungsmaßnahmen für die Mitarbeiter und Mitglieder betroffen. Die Kreisgeschäftsstelle hat ihre Pforten für Besucher geschlossen. Zudem sind einige Mitarbeiter im Homeoffice. Der Kreisverband ist jedoch telefonisch und per E-Mail uneingeschränkt erreichbar. Außerhalb der üblichen Bürozeiten nimmt das BRK-Beratungszentrum die Anrufe entgegen. Termine werden bei Bedarf in den Besprechungsräumen im Erdgeschoss wahrgenommen.
Schedl informiert weiter, dass bis einschließlich 30. April alle Erste-Hilfe-Kurse nach Vorgabe des DRK abgesagt wurden. Ebenso wurde schweren Herzens die für diese Woche geplante Frühjahrssammlung abgesagt.