Kemnath. Der neue Rettungswagen der Kemnather Rotkreuzbereitschaft sieht nicht nur ungewöhnlich aus, in ihm steckt auch modernste Technik, um Menschenleben zu retten. Der Bayern-RTW mit Schachbrettmuster ist der erste seiner Art in der nördlichen Oberpfalz. Auf Seite 39 gewähren die Verantwortlichen einen Blick ins Innere.
Rollende Intensivstation
Gute Helfer brauchen gute Ausrüstung. In der Kemnather Rot-Kreuz-Bereitschaft passt es nun von beiden Seiten.
Kemnath. (mde) Rund um die Uhr im Einsatz: Die Einsatzkräfte des Rettungsdienstes retten Menschenleben, oft geht es dabei um Sekunden. Neben guter Ausrüstung kommt es auf hervorragende Retter an. "Jeder Alarm ist mit einem Schicksal verbunden." Die Rettungswache hat nun einen neuen Rettungswagen, der auch für mehr Sicherheit für die Rettungskräfte sorgen soll.
"Die Menschen bemerken den Rettungswagen nur, wenn er zum Einsatz rollt. Welche Arbeit dahinter steckt, sieht so gut wie keiner", sagt Holger Schedl, Geschäftsführer des BRK-Kreisverbandes Tirschenreuth. Im Rettungswesen werde rund 20 Prozent der Arbeit durch Ehrenamtliche erledigt. Schedl ist überzeugt, dass der Schutz und die Sicherheit der Bevölkerung ohne Ehrenamtliche nicht zu gewährleisten wäre.
Die Ehrenamtlichen beim Bayerischen Roten Kreuz sind nicht nur in den Bereitschaften oder Hilfsdiensten tätig. "Es werden Wochenenddienste auf dem Rettungswagen, oder als Fahrer auf dem Notarzteinsatzfahrzeug, übernommen, Helfer-vor-Ort-Einsätze gefahren und im Bedarfsfall Unterstützungs-Rettungswägen besetzt, wenn die ?Regel-Rettungswägen? nicht mehr reichen", sagt der Leiter des Rettungsdienstes des Kreisverbandes, Manfred Maurer.
Die Mischung machts
Sieben dieser Unterstützungsfahrzeuge gibt es im Landkreis. Starke Stützen in der Rettungswache Kemnath sind die ehrenamtlichen Rotkreuzler, die Helfer vor Ort (HvO) Immenreuth und Fichtelnaabtal mit den BRK Bereitschaften Kemnath und Armesberg. "Die Hauptamtlichen sind auch in den Bereitschaften sehr aktiv", erzählt Schedl. Wachleiter Mike Busch lobt den Zusammenhalt und die Harmonie zwischen haupt- und ehrenamtlichen Kemnather und Armesberger Rotkreuzlern. Er sei auf das gut ausgebildete und hochmotivierte Team sehr stolz. "Im Einsatzgebiet funktioniert auch die Zusammenarbeit mit den Helfer-vor-Ort-Standorten Grafenwöhr, Poppenreuth, Erbendorf, Weidenberg, Creußen, Neustadt am Kulm, Friedenfels, Krummennaab und Pressath sehr gut", würdigt Mike Busch.
Das freut auch Kemnaths Bürgermeister Werner Nickl. Als "wahnsinnig starke Leistung" lobt er zum Beispiel den Einsatz der Hilfsorganisationen beim Nofi-Lauf. "Der eine macht's ohne, der andere mit Geld", weiß Nickl. Beste Notfallversorgung bieten beide. "Ich bin froh, nicht in den Schlagzeilen zu stehen, weil kein Rettungsdienst vor Ort ist", zeigt sich der Bürgermeister über das Rettungswesen begeistert.
Jederzeit Verlass
Auch Schedl ist sich sicher, dass Hilfe jederzeit gewährt werde. "Auf die Mannschaft ist Verlass." Erfreut zeigt sich der Kreisgeschäftsführer, den neuen Rettungswagen mit "Schachbrettmuster" zu bekommen. Dies sei der erste Rettungswagen "BayernRTW2017" in der nördlichen Oberpfalz. Er biete nicht nur optische Neuerungen, sondern auch etliche technische Vorteile.
Es ist der Bayern-RTW der neunten und somit neuesten Generation. Auf dem Fahrgestell eines Mercedes Sprinters mit leistungsstarken Dreiliter V6 Dieselmotor fertigte die Firma Wietmarscher Ambulanz- und Sonderfahrzeuge (W.A.S.) den Kofferaufbau mit medizinischer Einrichtung. Zahlreiche Fahrerassistenzsysteme sorgen für Fahrkomfort. Bayernweit werden rund 130 dieser Rettungswägen in Normal-, Allrad- und Schwerlastversion ausgeliefert. Das Hochsichtbarkeitskonzept, die Beklebung und Gestaltung des Rettungswagen von Außen, fanden auch beim Kemnather Rettungswagen Anwendung. Das Fahrzeug ist so bei jedem Wetter, Tag und Nacht besser sichtbar.
Zur Sicherheit der Besatzung wurde der RTW im Inneren so gestaltet, dass sämtliche Gerätschaften und Funktionen während der Fahrt im Sitzen und angeschnallt bedient werden können. Von einem Bedienelement im Patientenraum können Heizung, Klimanlage, Beleuchtung, Funk, sowie der Tragetisch angesteuert werden. Zudem gibt es zwischen Fahrerraum- und dem Patientenraum eine Sprechanlage, um während der Fahrt Kontakt zum Fahrer zu halten. Vom rechten Betreuersitz im Patientenraum kann der Notarzt Beatmungsgerät, Absaugpumpe, EKG und Defibrillator bedienen.
Ebenfalls neu sind die standartisierten Anschlüsse für EKG und die Messgeräte für Pulsoximeter und Blutdruck. Damit erscheinen alle Daten auf dem Monitor und die Leitung laufen gebündelt vom Patienten weg, Stolperfallen am Boden des Patienenraumes werden vermieden. Somit ist auch eine "Rundumerreichbarkeit" des Patienten auf dem Tragetisch gewährleistet. Für die Einsatzprotokolle ist ein Thermodrucker integriert, im Fahrerraum ein Navi angebracht, auf das die Einsatzdaten geschickt werden. Außerdem ist so eine genaue Ortung durch die Leitstellen möglich.
Ein echtes Martinshorn
Neben Notfallkoffern, auch für Verbrennungen und Kindernotfälle, führt der Rettungswagen die Reanimationshilfe "Lucas2" mit. Zudem gehört ein Tragetuch, eine Umlagerungshilfe, ein Raupentragestuhl für rückenschonende Patiententransporte, ein Rettungsbrett sowie eine moderne Fahrtrage zur Beladung. Letztere verfügt für größere Patienten über eine Kopfteilverlängerung. Auch ein Feuerlöscher, Handlampen, Brechstangen, Helme und Handschuhe gehören zur Beladung.
Zusätzlich zur Sondersignalanlage mit Stadt-/Landschaltung ist eine lautstarke Pressluftfanfarenanlage der Firma Martin (Martinshorn) eingebaut, welche für freie Fahrt sorgen sollen. Auch ein Seitenkamerasystem, welches der Fahrer gut über ein Display einsehen kann, garantiert mehr Sicherheit beim Rangieren oder Wenden. Zur Absicherung der Einsatzstellen ist eine Heckwarneinrichtung angebracht.
12 Stunden plus x
Die Zwölf-Stunden-Schichten beginnen um 6.30 Uhr, enden aber nicht immer um 18.30 Uhr."Die Arbeit im Rettungsdienst ist ein Individualistenjob, kein Beruf, sondern Berufung", sagt Michael Busch, Wachleiter der BRK-Rettungswache Kemnath. Viel vornehmen können sich die Rettungsdienstler nach der Schicht nicht, "wenn wir kurz nach 18 Uhr ausrücken, wird es nichts mit pünktlichem Feierabend".
Familien und Bekannte wissen dies, zeigen Verständnis und Achtung vor dem lebensrettenden Job. Durch die 12-Stunden-Schichten ergeben sich nur vier Arbeitstage je Woche, was ein Vorteil sei. Auch bei einem anderen Schichtsystem könne es etwa bei Fahrten in eine Spezialklinik zu einer Überstunde kommen. An einem Tag gibt es mehrere Notfälle, an anderen Tagen überwiegt die Wach- und Vorbereitungszeit.
Zum Grillen kommen die hauptamtlichen Rotkreuzler in den warmen Sommermonaten, trotz eingeplanter Ruhezeiten, selten. "Meistens wenn die Grillkohle die richtige Temperatur erreicht hatte, bimmelte der Alarm. Da haben wir auch schon mal während der Schicht Grillkohle nachgekauft, kamen aber dennoch nicht zum Essen." Darum haben sich die Rettungskräfte nun einen Gasgrill angeschafft. "Dieser ist schneller betriebsbereit, aber auch schnell und sicher abzustellen."
Unheilbare Helfer
Kemnath. (mde) Sie sind nun schon seit einiger Zeit im Amt. Ihre Arbeit für den Rettungsdienst ist für Michael Busch und Stellvertreter Julian Verschl nicht nur Beruf, sondern Berufung. Die beiden leiten die BRK-Rettungswache in Kemnath."Ihr seid mit dem Helfersyndrom infiziert. Gott sei Dank gibt's dafür kein Gegenmittel", betont Bürgermeister Werner Nickl.
Mike Busch begann im Jahr 2000 ehrenamtlich in der Rettungswache. 2011 wechselte der Neusorger von seinem Beruf als Logistikleiter einer internationalen Firma fest zum Rettungsdienst. Bereits 2013 schloss der 38-Jährige, in Grafenwöhr wohnende, die Ausbildung zum Rettungsassistenten ab. Zudem ist Busch IHK-geprüfter Sicherheits- und Brandschutzbeauftrager, sowie Ausbilder für Erste-Hilfe. Vor einem Jahr stieg er vom Stellvertreter Silvio Rupps zum neue Wachleiter auf. "Letztlich habe ich das große Los gezogen", sagt Busch selbst. Die hauptamtliche Notärztin Dr. Heike Kolbert nennt ihn " meinen besten Schüler". Auch Bürgermeister Nickl kennt Busch" als kompetenten und freundlichen Rotkreuzler".
"Verlässlichen und fleißig" nennt Manfred Maurer, der Leiter des Rettungsdienstes im BRK-Kreisverband, Julian Verschl. Über die Zeit, als Katastrophenschutzhelfer beim BRK in Kemnath, kam der 26-Jährige im Jahre 2008 zur BRK-Wache. Der gelernte KFZ-Mechatroniker aus Kulmain machte ebenfalls 2013 das Ehrenamt zum Hauptberuf, bildete sich zum Rettungsassistenten weiter. Als "Einsatzleiter Rettungsdienst" im Kreisverband rückt er zudem aus, wenn nach Unfällen oder anderen Notlagen, schwere Lagen zu koordinieren sind. Seit einem halben Jahr ist er nun stellvertretender Wachleiter.
"Durch ihr außerordentliches Engagement haben Mike Busch und Julian Verschl gezeigt, dass wir vor einem Jahr die Weichen für die Zukunft richtig gestellt haben.", sagt Manfred Maurer. "Die Wachleitung habe ein offenes Ohr für die Anliegen der Feuerwehren meines Inspektionsbezirks.", lobt auch Kreisbrandinspektor Otto Braunreuther das gute Verhältnis zum Rettungsdienst.
"Ich bin froh, Julian Verschl an meiner Seite zu haben, ein Wachleiter braucht, gerade wegen ständiger Bereitschaft und Erreichbarkeit, auch mal einen Tag frei." Rettungssanitäter-Ausbilderin Eileen Fiddelke, wie auch Verschl, loben den Wachleiter. "Egal welches Einsatzgeschehen es zu lösen gibt, Mike bleibt ruhig, urteilt fair und legt Fach- und Sozialkompetenzen an den Tag und die Nacht."
Quelle: Der neue Tag / onetz.de