Tirschenreuth. (rti) Schon zwei Tage vor Ablauf der ersten Testreihe der Antikörper-Studie im Landkreis Tirschenreuth war am Mittwoch die anvisierte Teilnehmerzahl von 3600 erreicht. Bis Freitag, 17. Juli, wird aber weiterhin in Waldeck, Wiesau und Tirschenreuth Blut abgenommen. "Ich denke, dass wir dann über 4000 Testpersonen haben", sagt Professor Ralf Wagner, einer der Studienleiter, auf Nachfrage von Oberpfalz-Medien. Dies sei natürlich ein "super zufriedenstellendes Ergebnis". Für die beiden weiteren Testrunden, die wahrscheinlich im November und im März 2021 über die Bühne gehen, gibt es somit "ein wenig Puffer", falls einige nicht mehr zum Blutzapfen kommen.
Zwischenergebnisse im Herbst
Aber Wagner rechnet damit, dass fast alle wieder mitmachen werden. Schließlich sei der weitere Verlauf für alle Teilnehmer aufschlussreich, egal ob sie Antikörper im Blut haben oder nicht. Bei positiv getesteten Personen sei es interessant, wie lange sich die Antikörper halten, und bei negativ getesteten Personen, ob sie in der Zwischenzeit Covid-19 hatten. "Wir wissen ja nicht, was passiert, wenn es kälter wird", lenkt der Wissenschaftler den Blick auf eine mögliche zweite Corona-Welle. Mit den ersten Zwischenergebnissen der Studie ist Ende September/Anfang Oktober zu rechnen. Der bisherige Verlauf bestätigt Wagners anfängliche Einschätzung, dass ein Großteil der Bevölkerung im Landkreis unbedingt bei der Studie dabei sein will. Er spricht von einem Verantwortungsbewusstsein der Bürger gegenüber ihrer Region, die durch Corona gebrandmarkt wurde. Zudem wolle jeder wissen, ob er sich schon mit Covid-19 infiziert habe.
Die Antikörper-Studie mit dem Titel "Prospektive Covid-19-Kohorte Tirschenreuth" ("TiKoCo19") soll helfen, die Dunkelziffer bei Corona-Infektionen zu ermitteln. Daher ist natürlich auch für die Wissenschaftler aus Regensburg und Erlangen, die gemeinsam an den Untersuchungen arbeiten, die am Mittwoch präsentierte Studie des Robert-Koch-Instituts (RKI) interessant. Darin wurde die Rolle des Starkbierfests und die Gründe für die hohe Todesrate im Landkreis untersucht (wir berichteten).
Ralf Wagner hat sich schon durch die 29 Seiten geblättert. Die Ergebnisse sind für ihn "nicht wirklich eine Überraschung". Die ganze Sache habe sich im März "hochgeschaukelt". Der Professor stellt aber auch klar, dass "es am Ende des Tages ziemlich leicht ist zurückzublicken". Mit dem RKI stehe man in Kontakt. "Die Daten schauen wir uns natürlich an", verweist Wagner auf den in der Wissenschaft üblichen Austausch.
Frage nach Starkbierfest
Daneben gibt es noch einen weiteren Anknüpfungspunkt. Denn die Antikörper-Studie könnte helfen, die Rolle der Rückkehrer aus dem Skiurlaub und des Starkbierfests noch detaillierter aufzuklären. Schließlich wird in dem Fragebogen, den die Teilnehmer ausfüllen, nach Aufenhalten in Skigebieten und Besuchen von Großveranstaltungen (beispielsweise Fasching oder Starkbierfest) gefragt. Schon beim Design der Antikörper-Studie hätten das die Forscher im Auge gehabt. "Da haben wir uns wirklich viel Mühe gegeben", so Wagner.
Quelle: Der Neue Tag / www.onetz.de