Etwa 1,2 Millionen Patienten gibt es derzeit in ganz Deutschland, pro Jahr kommt es zu 240 000 Neuerkrankungen: Demenz kann jeden treffen.
Tirschenreuth. (wro) Der Welt-Alzheimertag, der jeweils am 21. September stattfindet, wurde 1994 ins Leben gerufen. Begleitet von regionalen Veranstaltungen zu diesem Thema gibt seit zwei Jahren auch die deutschlandweite Woche der Demenz. Zu einem Vortragsabend dazu hatte auch der BRK-Kreisverband Tirschenreuth in die ehemalige Schwesternschule eingeladen.
Bewegung beugt vor
"Es liegt in Ihrer Hand", betonte der in Tirschenreuth niedergelassene Neurologe Dr. med. Sven Heimburger, dessen rund 90-minütiger Vortrag mit dem Titel "Demenz aus medizinischer Sicht" überschrieben war. Heimburger betonte: "Laufen Sie der Krankheit davon!" Bewegung sei ein probates Mittel, dem Leiden, das übrigens nicht vererblich sei, wenigstens vorzubeugen.
Keinen Hehl machte Dr. Heimburger daraus, dass die Häufigkeit von Demenzerkrankungen noch weiter steigen werde. Nicht jede Vergesslichkeit deute aber gleich auf Demenz oder Alzheimer hin. "Vielleicht sind wir auch manchmal nur schusselig." Ein hin und wieder verlegter Schlüsselbund oder auch ein Name, der einem partout nicht einfallen will, seien doch normal. "Fragen Sie sich, wie lange Sie sich schon über das Problem ärgern müssen. Oft sind die Sorgen unnötig."
Grenzen sind fließend
Die Grenzen zwischen normal und krank sind fließend, so Dr. Heimburger. Zu empfehlen sei der regelmäßige Besuch beim Arzt. "Kontrollieren Sie auch regelmäßig Ihren Blutdruck." Der Patient müsse wissen, woran er ist - die Angehörigen aber auch. Mit Hilfe von Tests lasse sich feststellen, ob ein Patient an Demenz bzw. Alzheimer leidet oder nicht. Ebenfalls wichtig: Gespräche sowohl mit dem Betroffenen, aber auch mit den Angehörigen, zusammen mit dem behandelnden Arzt. "Erst dadurch kann eine zweifelsfreie Diagnose erstellt werden."
Ungenaue Tests zum Erkrankungsrisiko lehnte der Neurologe jedoch ab und fragte: "Wollen Sie überhaupt wissen, ob Sie irgendwann einmal an dieser Krankheit leiden werden?" Mit Blick auf Medikamente stelle sich die Frage: Nützen diese was? Dr. Heimburger warnte hier auch vor Nebenwirkungen.
"Leben Sie gesund, rauchen Sie nicht, meiden Sie den Alkohol", lautete das Fazit des Referenten, der den Zuhörer das Singen ans Herz legte. Demenz- oder Alzheimerkranke könnten auch während ihrer Krankheitsphase erstaunlich gut mit Liedtexten umgehen. Ebenso empfahl Dr. Heimburger: "Spielen Sie mit ihren Enkeln, suchen Sie sich ein Hobby." Der Umgang mit kranken Leuten ist nicht immer leicht. Das wusste auch Dr. Heimburger: "Sagen Sie ihrem kranken Angehörigen, was er gut, nicht was er falsch gemacht hat." Dr. Heimburger weiter: "Loben Sie ihn selbst für kleine Dinge." Im Hinblick auf die immer wichtiger werdende Betreuung forderte er: "Die Pflegeberufe müssen attraktiver werden."
Den zweiten Teil des Vortragsabends übernahmen Heike Walther und Thomas Schrems, Mitarbeiter des BRK-Seniorenzentrums Tirschenreuth. Die gerontopsychiatrischen Fachkräfte aus dem Haus Ziegelanger schilderten den täglichen Umgang mit Demenzkranken. Gelegenheiten für Fragen und Diskussionen boten sich während der Pause und am Ende der Veranstaltung.
Quelle: Der neue Tag / onetz.de