· Pressemitteilung

„Kontakte sind das A und O“

„Leben plus“-Quartiersmanagerin Cornelia Stahl. Bild: szl

Im Juli feierte das Netzwerk
„Leben plus“ seinen zweiten
Geburtstag. Damit ist der
Sprung vomProjekt zur
festen Institution geschafft.
Mit Altbewährtem und
neuen Ideen geht es weiter.

Tirschenreuth. (szl) Aus nichts etwas machen: Das ist eine Kunst, mit der sich Cornelia Stahl auskennt. Innerhalb von zwei Jahren füllt sie als Quartiersmanagerin das Projekt „Leben plus“ mit Leben. Sie erzählt im Interview von Erfolgen, ihren Ideen und Wünschen für die Zukunft. Jedes Monat spazieren Sie mit Senioren durch einen anderen Stadtteil. Haben Sie schon die ganze Stadt durch?Cornelia Stahl: Nein, nein! Wir sind noch lange nicht durch! Die Stadt ist so groß, und es gibt immer was Neues zu sehen, vor allem bei der Vielzahl Baustellen. Altstadt, Sternwarte, Alm, Ziegelanger – außerdem gehören auch die Ortsteile dazu, da waren wir erst in zweien. Im September 2017 gab es den ersten Stadtteilspaziergang. Da hab ich schon gemerkt, das schlägt ein! Neben dem Netzwerk und den Vermittlungen haben Sie auch noch andere Treffs entwickelt. Das gehört zu meinen Aufgaben als Quartiersmanagerin: Die Koordination von Alltagshilfen und eigene Angebote schaffen. Zum Beispiel das Mittagessen im BRK-Seniorenheim „Haus Mühlbühl“. Gegen Voranmeldung können Senioren dort gut und günstig speisen, anstatt zu Hause für sich alleine zu kochen und zu essen. Dabei kommen die Leute in Kontakt. Genauso wie bei der Seniorengymnastik mit einer geschulten Leiterin im „Haus Ziegelanger“. Senioren, die sich fit halten wollen, brauchen ein spezielles Angebot. Die Angebote richten sich hauptsächlich an Senioren. Ist das die Zielgruppe, die Sie ansprechen wollen? Ja, meine Zielgruppe sind sicherlich Senioren, aber auch Menschen mit Einschränkungen. Auch junge Familien und Singles können mal Hilfe brauchen oder in eine Notlage kommen, deswegen gehören durchaus auch jüngere Leute zur Zielgruppe. Wie ist „Leben plus“ entstanden? Durch die Evaluierung des Stadtentwicklungskonzepts. Es gab mehrere Veranstaltungen dazu. Da tauchten auch ganz einfache Fragen der Bürger auf: Wer schippt mir den Schnee vor der Haustüre, wer mäht mir den Rasen, wenn ich nicht mehr kann? Wie können Menschen im Alter so lange wie möglich eigenständig zu Hause leben? Das war der eigentliche Beginn. Die Stadt hat darauf reagiert und dieses soziale Vorhaben in die Stadtentwicklung aufgenommen und zusammen mit dem BRK von der Idee zum Projekt weiter entwickelt. Wie sind Sie dazu gekommen? Man hat es mir zugetraut, das Projekt mit Leben zu füllen. Ich habe Erfahrung mit dem Aufbau. Vorher war ich bei der Katholischen Erwachsenenbildung (KEB) und habe dort die Eltern- Kind-Gruppen im Landkreis aufgebaut. Ein wichtiger Punkt war das Netzwerk. Dazu muss man die Leute kennen. Durch meine Erfahrung weiß ich, wo ich hingehen, wen ich ansprechen muss. Kontakte sind das A und O beim Aufbau. Als wir im Juli 2016 als Projekt mit den drei Trägern Stadt, BRK und Sozialministerium begonnen hatten, wollte ich das innerhalb der zweijährigen Förderphase zum Laufen bringe. Dabei hatte ich freie Hand, das Projekt nach meinem Dafürhalten zu gestalten. Das schätze ich sehr. Wie sind Sie vorgegangen? Ich habe mich gefragt, was ich möchte, wenn ich alt bin, was wäre mir wichtig? Im ersten Jahr stand für mich im Vordergrund, Netzwerkpartner für „Leben plus“ zu gewinnen. Das beinhaltet alles, was wir rund ums Leben brauchen – Pflegeeinrichtungen, Ärzte, Apotheken, Metzger, Bäcker, Banken, Beratungsstellen oder Handwerker. Ich bin einfach hingegangen und hab gefragt, wie eine Zusammenarbeit aussehen könnte. Da bin ich zu 99,9 Prozent auf Zuspruch gestoßen. Derzeit habe ich über 40 Netzwerkpartner und ich könnte noch mehr brauchen. Wie funktioniert „Leben plus“? Im zweiten Jahr lief nach dem Netzwerkaufbau und der breiten Bekanntmachung des Projekts die Vermittlung an meine Kunden an. Die Ratsuchenden kommen entweder ins Büro oder rufen an. Ich versuch dann so schnell wie möglich weiterzuhelfen. Das ist meine Hauptaufgabe. Bisher habe ich mit den Ehrenamtlichen und Netzwerkpartnern immer eine Lösung gefunden. Je nach Anliegen kann ich sofort eine Hilfe vermitteln. Manche Anfragen beanspruchen allerdings mehr Zeit und sind aufwendiger. Welche Rolle spielen die ehrenamtlichen Helfer? Meine Schatzkiste! Die Ehrenamtlichen sind für mich wie ein Schatz. Auch beim BRK wundert man sich immer, wo ich weitere gewinne. Die Freiwilligen wachsen ja nicht auf Bäumen. Da gibt es mittlerweile einen stattlichen Pool von 17 Leuten, die aus allen Bereichen unserer Bevölkerung kommen. Sie übernehmen Aufgaben wie Fahrdienste, begleiten zum Gottesdienst oder zu kulturellen Veranstaltungen, machen Erledigungen wie Einkaufen, helfen bei technischen Fragen oder Behördengängen, lesen vor oder sind einfach nur für den Nächsten da. Da ist mir ganz wichtig, dass ich die Helfer nicht überstrapaziere. Deshalb sind viele Ehrenamtliche notwendig. Weitere sind mir immer willkommen. Bekommen Sie auch mal Rückmeldung von Kunden? Das ist gerade das Beglückende an meiner Arbeit. Man bekommt so viel Dankbarkeit. Das schätze ich sehr. Es gibt mir innere Zufriedenheit und macht mich froh. Wie sieht Ihre Bilanz nach mehr als zwei Jahren aus? Absolut positiv! Es macht mich glücklich, dazu beizutragen, dass die Stadt lebenswerter wird. Es ist mir eine große Freude, Hilfe und Unterstützung weiterzuvermitteln. Mit dem zweiten Geburtstag von „Leben plus“ ist im Juli auch die Förderung des Sozialministeriums ausgelaufen. Was hat sich verändert? Da möchte ich gern ein Lob an Bürgermeister und Stadträte aussprechen, dass sie die Weitsicht hatten und das soziale Projekt aufgenommen haben. Als das Gremium gesehen hat, wie gut es läuft, wurde im Februar einstimmig beschlossen, dass „Leben plus“ als feste Institution weiterlaufen soll. Die Stadt übernimmt den finanziellen Anteil vom Sozialministerium. Zusätzlich bekommen wir Mittel aus der Städtebauförderung. Was sind Ihre Pläne und Ideen, „Leben plus“ weiterzuentwickeln? Ideen sind genügend da. Aber ich bin nur als Halbtagskraft angestellt. Mehr umzusetzen geht fast nicht. Dazu fehlt mir die Zeit. Die einzelnen Veranstaltungen schütteln sich leider nicht aus dem Ärmel, da hängt viel Vorbereitung dran. Und Zeit für Vermittlungen soll auch noch sein, das ist eigentlich das Wichtigste. Aber für den Winter hab ich noch was geplant. Einen Nachmittag für Senioren und junge, technikaffine Leute zum Thema neue Medien, speziell das Handy. Die Senioren können konkrete Fragen dazu stellen und die Jüngeren helfen dann beim Bedienen. Und dann steht in nicht mehr allzu langer Zeit ein Umzug an. Wenn das Haus St. Elisabeth fertig ist, ziehe ich um. In der Stadtbücherei bin ich ja zu Gast, die Beschäftigten sind für mich zusammengerückt. Mein Büro liegt hier auch zentral und hat einen barrierefreien Eingang, aber es ist etwas eng. Ich freue mich auf mehr Platz und das neue Büro. Quelle: Der neue Tag / onetz.de