Tirschenreuth. (kaz) Nach einem Unfall oder bei einem Herzstillstand zählt jede Minute - auch in Corona-Zeiten. Ersthelfer müssen schnell sein, wenn es darum geht, dem Verunglückten zu helfen, etwa mit eine Herzdruckmassage. Derzeit ist die Unsicherheit in der Bevölkerung groß. Wie kann bei der Ersten Hilfe die Ansteckungsgefahr so gering wie möglich gehalten werden?
"Bei der Ersten Hilfe bleibt fast alles beim Alten", sagt Sven Lehner. Der Eigenschutz steht immer an erster Stelle. Hygienemaßnahmen, wie Einweg-Handschuhe, gehören schon seit Jahren zur Standardausrüstung. Jeder Verbandskasten im Auto enthält ein Paar. Nicht nur in Corona-Zeiten empfiehlt es sich, diese sofort anzuziehen. "Da jeder Notfall unterschiedlich ist, gibt es für Ersthelfer keine pauschale Empfehlung", erklärt Lehner. Er ist Verwaltungsleiter und Pressesprecher des Roten Kreuz Kreisverbands in Tirschenreuth.
Wie bisher gilt: Zunächst die Unfallstelle absichern, den Notruf absetzen und prüfen, ob die verunglückte Person bei Bewusstsein ist. Atmet das Unfallopfer normal ist der nächste Schritt die stabile Seitenlage. Ist keine Atmung zu erkennen sollte sofort mit einer Herzdruckmassage begonnen werden. Auf eine Mund-zu-Mund Beatmung kann dann gegebenenfalls verzichtet werden.
Der Deutsche Rat für Wiederbelebung empfiehlt, die Atmung nicht wie üblich mit dem Ohr über dem Mund des Opfers zu kontrollieren, sondern durch lautes Ansprechen und der Beobachtung des Brustkorbs. Mund und Nase des Verletzten können mit einem leichten Tuch oder einem Kleidungsstück abgedeckt werden. Mit einer Maske können sich Ersthelfer zusätzlich schützen. Auch von der Landesgeschäftsstelle des BRK kommt Entwarnung. "Die Wahrscheinlichkeit, dass jemand zum Ersthelfer wird, liegt ohnehin im Promillebereich und, dass dieser Verletzte dann auch noch mit dem Coronavirus infiziert ist, ist noch unwahrscheinlicher." Außerdem wird in 60 Prozent der Fälle Erste Hilfe an Angehörigen und Bekannten leisten.
Besonders wichtig ist Lehner, dass alle Fragen beim Notruf wahrheitsgemäß beantwortet werden. "Es muss keiner Angst haben, dass wegen Corona der Rettungswagen nicht kommt", erklärt der Verwaltungsleiter. Die Unsicherheit in der Bevölkerung ist groß, viele haben Angst, dass eine Corona-Erkrankung Konsequenzen bei einem Notarzteinsatz mit sich bringt. Er appelliert an jeden, Coronaerkrankungen oder Verdachtsfälle im Haushalt der Notrufzentrale zu melden. Das hat für die Rettung einen entscheidenden Vorteil: Die Einsatzkräfte wissen Bescheid und können bereits mit entsprechender Schutzkleidung ins Haus kommen. "Es spart wertvolle Zeit, wenn die Rettungssanitäter informiert sind. Wir sind über diese Vorabinformationen dankbar", erläutert er. Sind die Rettungskräfte im Haus, sollten Angehörige versuchen den nötigen Sicherheitsabstand einzuhalten. Helfen können Angehörige, indem sie wichtige Dokumente, wie das Medikamentenblatt für die Sanitäter bereit halten.
Wegen des Virus fielen auch Schulungen sowie Aus- und Fortbildungen, bis zum 31. Mai, flach. "Wir wollen zeitnah wieder Kurse anbieten", erklärt Lehner. Bereits jetzt ist es möglich sich über die Internetseite für Kurse, ab dem 20. Juni, anmelden. Mit dem Dachverband wird derzeit nach einer Lösung gesucht, mit wie vielen Teilnehmern und mit welcher Methode die Kurse angeboten werden können.
Quelle: Der Neue Tag/ www.onetz.de